Goll-Orgel

Die Orgel wurde von 1989 bis 1991 von Orgelbau Goll Luzern gebaut und am 24. März 1991 eingeweiht

Orgeln in der Französischen Kirche Bern (zweisprachige Broschüre, von MEFB)
Goll-Orgel in der Französischen Kirche Bern (Broschüre auf Deutsch, von Goll Orgelbau Luzern)
Profil der Orgel auf der Webseite von Goll Orgelbau Luzern
Profil der Orgel auf Orgelverzeichnis (mit Links zu den früheren Instrumenten)

Beschreibung

66 Register verteilt auf vier Manuale (C – a3) und Pedal (C – g1)
4’402 Pfeifen aus Zinn-Blei-Legierungen oder Holz
Temperierung nach Goll II (HEF II), vier reine Quinten und acht temperierte Quinten
Traktur und Registrierung mechanisch, mit Magneten zur Kontrolle durch die Setzeranlage, Schleifladen
Kopplungen II–I, III–I, III–II und I–P, II–P, III–P
Elektronische Setzeranlage mit internem Speicher und USB-Schnittstelle
Proespekt von Victor Ferdinand Bossart (1756) und Franz Joseph Remigius Bossart (1828)

Disposition

I. Grand Orgue
Bourdon 16′
Montre 8′
Flûte 8′
Bourdon 8′
Gros Nasard 5 1/3′
Prestant 4′
Flûte 4′
Grosse Tierce 3 1/5′
Doublette 2′
Fourniture IV–V 1 1/3′
Cymbale III–IV 2/3′
Cornet V 8′
Bombarde 16′
Trompette 8′

II. Positif
Principal 8′
Suavial 8′
Flûte à fuseau 8′
Salicional 8′
Prestant 4′
Flûte à cheminée 4′
Nasard 2 2/3′
Doublette 2′
Quarte de Nasard 2′
Tierce 1 3/5′
Larigot 1 1/3′
Septième 1 1/7′
Fourniture IV-V 1 1/3′
Cromorne 8′
Trompette 8′
Clairon 4′
Tremblant

III. Récit expressif
Quintaton 16′
Diapason 8′
Flûte harmonique 8′
Bourdon 8′
Gambe 8′
Voix céleste 8′
Prestant 4′
Flûte octaviante 4′
Nasard 2 2/3′
Octavin 2′
Tierce 1 3/5′
Plein jeu V 2′
Basson 16′
Hautbois 8′
Trompette harmonique 8′
Clairon 4′

IV. Echo expressif
Bourdon 8′
Flûte conique 4′
Cor de chamois 2′
Tierce 1 3/5′
Petite Quinte 1 1/3′
Sifflet 1′
Voix humaine 8′
Tremblant

Pédale
Flûte 32′
Principal 16′
Soubasse 16′
Principal 8′
Flûte 8′
Octave 4′
Flûte 4′
Fourniture IV-V 2 2/3′
Contre-Bombarde 32′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′
Régale 4′

Chronologie

Vor der Reformation gibt es zwei Orgeln in der ehemaligen Predigerkirche Bern: eine Schwalbennest-Orgel (über dem ersten nord-östlichen Pfeiler des Kirchenschiffs) und eine Orgel im Chorraum. Im Rahmen der reformationsbedingten Umgestaltung werden Kirchenschiff und Chorraum voneinander durch eine Mauer abgetrennt. Auf dem freistehenden gotischen Lettner, der glücklicherweise erhalten
geblieben ist, hat sich eine der spannendsten nachreformatorischen Orgelgeschichten der Stadt Bern
abgespielt.

1728 Die Orgel von Joachim Rychener wird als erste grössere Kirchenorgel auf Berner Boden nach Aufhebung des reformatorischen Orgelverbots (durch den Ratsbeschluss von 1726) eingeweiht. Dieses Instrument besitzt wahrscheinlich 20 Register auf einem Manual und Pedal. Schon wenig später führen vernichtende Urteile über diese Orgel zu Überlegungen eines Neubaus. Das Instrument wird in die Stadtkirche Aarau verschenkt, wo Johann Conrad Speisegger Teile davon für seinen Orgelneubau verwendet. Das Gehäuse wird jedoch von Speisegger neu gebaut, weshalb wir bis heute leider keine Anhaltspunkte für den Orgelprospekt der Rychener-Orgel haben.

1756 Victor Ferdinand Bossart (Sohn von Joseph Bossart, dem Begründer der bedeutenden Orgelbauer-Dynastie aus Baar) baut die neue Orgel, wiederum mit nur einem Manual und Pedal, wahrscheinlich mit 16 Registern. Hans Gugger, der versierte Berner Orgelforscher, vermutet einen traditionellen fünfteiligen Orgelprospekt mit zwei flankierenden Rundtürmen, die ein niedriges Mitteltürmchen und zwei konkav nach innen schwingende Zwischenfelder einrahmen. Dies entspricht den fünf zentralen Feldern der jetzigen Prospekt-Front (ohne Oberwerk und ohne äussere Pedalfelder).

1828 Franz Joseph Remigius Bossart (Enkel von Victor Ferdinand) erhält den Auftrag für die „Vervollständigung“ der Orgel. Der Klaviaturumfang soll um 5 Töne von C–c3 auf C–f3 erweitert werden. Ein zweites Manualwerk wird ergänzt und die gesamte Orgel überarbeitet. Im Hauptwerk sind nun 10, im Oberwerk 8 und im Pedal 4 Register disponiert, total 22 Register. Der Prospekt erhält durch die Ergänzung des Oberwerks und die zusätzlichen Pedal-Seitenfelder seine heutige Erscheinungsform, die beim Orgelneubau durch Orgelbau Goll Luzern 1991 wieder hergestellt wurde.

1915 Orgelbau Goll Luzern erhält den Auftrag, eine neue 3-manualige Orgel mit 49 Registern ins bestehende Gehäuse zu bauen, welches zu diesem Zweck seitlich mit Gittern erweitert wird.

1932 Orgelbau Kuhn Männedorf baut ein neues Werk mit 57 Registern, wobei die Goll’sche Chororgel von 1913 als 4. Manual (Fernwerk) integriert wird. Einweihung.

1962 Die Haupt-Orgel wird durch Orgelbau Goll Luzern auf vier Manuale mit 66 Registern umgebaut und erweitert. Im oberen Stockwerk des mit einer Betondecke unterteilten Chorraums wird eine neue 2-manualige Orgel mit 18 Registern erbaut (Orgelbau Goll Luzern). Anlässlich der Restaurierungs-Massnahmen 1988-91 wurde die Zwischendecke im Chorraum wieder entfernt und die Chororgel von 1962 in den Jura nach Moutier (deutsch-reformierte Kirche) umgesetzt.

1991 Im Rahmen der grundlegenden Restaurierung der Kirche 1988 bis 1991 wird das Instrument von Orgelbau Goll Luzern neu gebaut unter Verwendung der Bossart’schen Gehäuse-Elemente von 1756 und 1828. Im Vorfeld gibt es Überlegungen, die Trennwand zwischen Kirchenschiff und Chorraum zu entfernen und die Orgel auf eine neu zu errichtende Westempore umzusetzen, um den ursprünglichen Raumeindruck des freistehenden Lettners mit Durchblick in den Chor wieder herzustellen. Die Denkmalpflege entscheidet sich aber für die Erhaltung der Trennwand, so dass das neue Instrument seinen originalen Standort auf dem Lettner behält. Die Disposition mit 66 Registern von Titulaire Prof. Philippe Laubscher verbindet die klassisch französischen Elemente mit den romantisch-symphonischen. Das Instrument ist mit rein mechanischen Spieltrakturen gebaut (inkl.alle Koppeln) und stellt als erste vier-manualige Orgel in der Aera Jakob Schmidt / Beat Grenacher einen Meilenstein in der jüngeren Geschichte der Firma Goll dar. Unterdessen sind in der Luzerner Werkstatt neben vielen kleineren und mittleren Neubau-Projekten auch 17 drei-manualige und 3 vier-manualige Instrumente entstanden. Die Registermechanik ist für die Ansteuerung via Setzer zusätzlich mit Elektromagneten bestückt (Doppelregistratur).

2010 wird ein neues Setzer-System (Eisenschmid) eingebaut mit erweiterten Speichermöglichkeiten (USB-Stick).

2012 erfolgt die erste Reinigung/Revision des Instruments mit Einbau des Registers Septième 11/7’ (anstelle Neuvième 8/9’).

Simon Hebeisen, Orgelbau Goll Luzern